Glücksprinzip 3
Was machen Glückspilze eigentlich anders als Pechvögel? Oder haben die einfach ein gutes Karma oder dergleichen? Ich z.B. wurde an einem Sonntag geboren, vielleicht reicht das ja schon 😉.
Wer schon in einem meiner Vorträge war, weiß, dass ich mit Esoterik und Karma nicht so viel anfangen kann, wobei ich gestehen muss, dass ich mit dieser Einstellung kurzfristig brechen musste, aber dazu später mehr.
In einer sehr groß angelegten wissenschaftlichen Studie hat der „Glückspapst“ Martin Seligman vier Hauptprinzipien herausgefunden, wie Glückspilze im Gegensatz zu den selbsterklärten Pechvögeln durch´s Leben gehen. Und eines davon habe ich mal wieder ausprobiert, dieses Mal allerdings unfreiwillig.
Nun aber zur kleinen Geschichte.
Corona-bedingt mussten natürlich auch wir auf Urlaub verzichten, daher haben wir uns jetzt unheimlich auf einen einwöchigen Ausflug mit unserem alten Wohnmobil gefreut. Und weil unser geliebtes Womo eben alt ist und in Sachen Zuverlässigkeit nicht immer brilliert, habe ich es schon drei Tage eher von der Wiese geholt. Jedenfalls wollte ich das.
Ich habe in mein Womo nämlich eine elektronische Wegfahrsperre einbauen lassen, die per SMS aktiviert und deaktiviert wird. Dafür hat ein Fachfuchs da eine PrePaid-Karte eingebaut mit der ich SMS abschicken kann. Als ich nun meinem Womo simste, dass wir losfahren möchten, bekam ich leider keine Antwort. Schnell stellte sich heraus, dass ich dieser PrePaid Karte einmal im Jahr ein kleines Guthaben zur Verfügung stellen muss, sonst wird sie deaktiviert. Da ich diese Karte ja gar nicht installiert habe (ich weiß nicht mal, wo sie steckt) bekomme ich natürlich auch keine Nachricht, dass ich mal wieder aufladen muss.
Ich habe dann meinen superkompetenten Techniker angerufen und ihn gefragt, wie wir das lösen können. Seine Antwort war: leider gar nicht, weil eine nicht aufgeladene PrePaid Karte nicht mehr aktiviert werden kann, wenn sie einmal gesperrt ist. Und er kann mir leider auch nicht helfen, weil er gerade mit seiner Familie (inkl. der vier kleinen Kinder) auf dem Weg in den Urlaub ist und der wäre ihm schon wichtiger als mein Technikproblem. Das finde ich auch sehr richtig, hilft mir in diesem Fall aber leider nicht.
Es sah also leider so aus, als würde unser Womo-Urlaub (zusammen mit zwei weiteren Paaren) ins Wasser fallen sollte. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es immer eine Lösung gibt bzw. geben muss, aber dieses Mal bin ich echt ins Zweifeln gekommen.
Als letzten Ausweg beschloss ich beim Anbieter meiner PrePaid Karte anzurufen, obwohl ich keinerlei Unterlagen habe, sondern nur die Rufnummer und die steckt ja nicht mal in meinem Telefon.
Leider darf ich nicht sagen, welcher Anbieter es war, denn sonst könnte die unglaublich freundliche Mitarbeiterin im Call Center echten Ärger bekommen. Nur so viel sei verraten: es war nicht der Endgegner der guten Laune (siehe auch https://www.glueckscoach-sven.de/glcksblog/der-endgegner-der-guten-laune).
Ich rief da also verzweifelt an und schilderte mein Anliegen. Nach dem Durchstellen in den PrePaid Bereich hörte sich die Kollegin mein Anliegen an. Ich war so verzweifelt, dass ich ihr in meiner Not 1.000.000 Karma Punkte versprach 😉. Sie sagte dann gleich, die könnte sie aktuell gut gebrauchen und wollte mal schauen, was sie für mich tun könnte. Ich fragte mich natürlich, ob ich autorisiert bin, Karma-Punkte zu verteilen, aber das war mir mal kurz egal.
Dann die erste gute Nachricht: sie sah die Nummer in ihrem System und sagte, sie könnte sie unter Umständen wieder freischalten, wobei das normalerweise nicht gemacht werden darf. Aber mein Flehen schien gewirkt zu haben. Immerhin. Zum Datenabgleich (wer kennt das nicht) wollte sie dann nochmal meinen Namen und Geburtsdatum wissen. Habe ich ihr dann gesagt, woraufhin sie dann sagte „Oh, dann läuft die Karte aber leider gar nicht mehr auf Ihren Namen, sondern die Nummer wurde schon weitergegeben“. Aus der Traum vom Urlaub! ;-(
Ich fragte dann noch kurz nach, ob die Karte vielleicht auf den Namen meines Technik-Gottes läuft. Das durfte sie mir nicht sagen, aber antwortete mit „ja“. Immerhin, da geht doch noch was.
Allerdings konterte sie dann gleich mit „Dann sind Sie ja gar kein Vertragspartner und ich darf eigentlich gar nicht mit Ihnen reden“. Aber die 1 Mio.-Karma-Punkte wirkten dann wohl doch zu verlockend und sie entsperrte die Karte kurz, ich konnte ein kleines Guthaben überweisen und alles wurde gut. Und nun nochmal ganz offiziell: Liebe Frau Y vom Anbieter X, vielen Dank. Sie haben mir und meiner Frau einen tollen Urlaub ermöglicht.
Rückwirkend habe ich mich gefragt, wie das wieder klappen konnte und habe mich ans Glücksprinzip 3 erinnert: Glückspilze rechnen mit einer positiven Zukunft und geben vor allem nie oder erst sehr spät auf und das habe ich wohl intuitiv richtig gemacht.
Im Rahmen einer Studie zu diesem Thema hat man den Probanden eine Art 3D-Puzzle vorgelegt für dessen Lösung ein Zeitlimit von einer Stunde gegeben wurde. Während die Pechvögel überwiegend schon vor Ablauf der Stunde aufgaben, haben viele der Glückpilze sich noch etwas mehr Zeit erbeten, weil sie kurz vor der Lösung standen. Allerdings bei einem Rätsel, dass nicht lösbar war, was natürlich niemand wusste. Ergo: Glückspilze geben erst auf, wenn es wirklich ganz hoffnungslos ist und eigentlich nicht mal dann. Und häufig klappt es dann auch irgendwie.
Und daran sehen und lernen wir: vermutlich hat das alles dann doch nichts mit Karma oder so zu tun, sondern einfach mal wieder mit der richtigen Einstellung und die haben wir ja selbst in der Hand.
Also macht was draus und bleibt gesund.