Die großen Drei

Für viele von uns, und auch für mich, sind die drei wichtigsten Dinge im Leben Familie, Freunde und Gesundheit. Aber wie gehen wir damit um, wenn einer dieser sehr zentralen Bausteine (meine Zuhörer wissen: Golfbälle) wackelt? Da geht es natürlich schnell ans Eingemachte. Und da ich ja wie bereits erwähnt alles selber ausprobiere, dachte ich mir, ich fange mal mit der Gesundheit an.

Natürlich nicht freiwillig, sondern durch zwei unglückliche Bewegungen an einem Tag. Die erste beim Abtrocknen meines Hundes Wilma (was erstmal komisch klingt, aber immerhin sind Wilma und ich eine Gewichtsklasse), die zweite beim leichten Ausdauersport. Jedenfalls hat mein Innenmeniskus entschieden, dass er und ich in Zukunft teilweise getrennte Wege gehen werden.

Nach der Diagnose hat mich die Anteilnahme meiner Freunde und Familie wirklich gerührt und mich wieder mal dankbar und glücklich gemacht, dass ich so liebe Menschen um mich herum habe.

Allerdings habe ich die Sache für mich anders eingeordnet. Das waren zwei doofe Bewegungen und die Konsequenz daraus (OP, bisschen Reha) nervt, aber mehr eben auch nicht. Da konnte ich mich ganz gut in der gängigen Wissenschaft und im aktuellen Glücksatlas der Deutschen Post wiederfinden.

Geringe gesundheitliche Einschränkungen müssen sich nicht negativ auf das Glücksempfinden auswirken.  Anders sieht das bei starken und besonders bei psychischen Problemen aus. Wer bei sich oder in seinem Umfeld mit den Themen Depression oder Demenz konfrontiert ist, wird leider nachempfinden können, wovon ich rede.

Heute wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und bin richtig fröhlich und dafür habe ich eine Vielzahl an Gründen:

1.      Ich habe kaum Schmerzen. OK, die Nacht war etwas doof, aber seit der Schlauch aus meinem Knie ist, ist alles halb so wild.

2.      Alle Ärzte und Pfleger haben sich großartig und sehr freundlich um mich gekümmert. Wer auf das deutsche Gesundheitssystem schimpft (ja, es gibt natürlich immer Sachen zu verbessern, weiß ich), der kann sich ja mal in Griechenland operieren lassen und sehen, dass er genau ab dem Zeitpunkt nach der OP komplett auf sich allein gestellt ist.

3.      Der operierende Arzt sagte mir, dass mein Knie bis auf dem Meniskus (der jetzt zwar etwas schmaler ist, aber immer noch voll funktionsfähig) absolut top in Schuss ist. Ist doch auch mal schön zu hören.

4.      Da ich die Beschwerden schon etwas länger mit mir rumschleppe, freue ich mich jetzt auf eine beschwerdefreie Zukunft.

5.      Und jetzt liege ich Zuhause rum, muss mich schonen. Dann genieße ich einfach mal ein entspanntes Buch, den Fernseher und freue mich, wenn meine Frau mich umsorgt.


Und auch bei gesundheitlichen Problemen hilft die richtige Einordnung. Während meiner Vorträge habe ich auch sehr schlimme Schicksale kennenlernen müssen. Menschen, die ihre Kinder beerdigen mussten. Menschen, die den geistigen Verfall ihrer Lebenspartner tagtäglich miterleben müssen. Das ist schlimm und traurig, aber doch nicht ein kaputtes Knie oder eine gebrochene Rippe.

Daher mein Aufruf an uns alle, die wir ja so ein schweres Schicksal zu tragen haben: hinterfragt in Ruhe, wie schwer dieses Schicksal wirklich ist. Und wenn ihr bei der Einordnung Schwierigkeiten habt, guckt einfach mal die ersten paar Minuten der Tagesschau und bewertet dann neu.

Also Kopf hoch und dankbar sein, für das was wir haben und nicht traurig sein über das, was vielleicht gerade mal nicht geht.

Sven Bauer